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  • Fredi Steiner

Jeder Mensch hat einen inneren Kern oder eine Seele, in der östlichen Tradition heisst es auch Buddha Natur.

 

Unser Leben bezieht sich in der Regel auf äusserliche Faktoren oder Bereiche, mit Betonung auf die Aussenperspektive mit stetigen Wertungen nach eigener Betrachtungsweise. Das führt dazu, dass sich ein Mensch nur als Objekt sozialer und materieller Vorgänge sieht und von diesen beeinflusst wird.

 

Die weltlichen Phänomene, die stets auf uns einwirken beeinflussen unser Denken, und bewirken eine Trübung der richtigen Wahrnehmung im Alltag.

 

Wir können unsere Seele mit einem Teich vergleichen. Wenn die Oberfläche nicht ruhig ist, das Wasser aufgewühlt ist, ist die Tiefe und der Grund nicht zu erkennen. Es ist auch nicht möglich, sich im Wasser zu spiegeln resp. sich zu reflektieren, bei innerer Unruhe.

 

Wenn auf uns Gedanken und emotionale Ansprüche einwirken, können wir unsere Seele oder unser Selbst nicht erkennen, wir bleiben abwesend von uns selbst.

 

Erst wenn das Wasser im Teich oder unser Geist ruhig werden, können wir uns im Wasser spiegeln oder unser Wesen bis zuinnerst wahrnehmen.

 

 Herzensruhe oder innere Zufriedenheit kann nicht gestern oder morgen stattfinden, nur der aktuelle Moment bietet sich an, zu sich selbst zu finden. Ein Zustand der inneren Ruhe lässt sich nicht durch äussere oder geistige Manipulationen herbeiführen, jeder Mensch muss für sich selbst ein Weg finden.

 

Gemäss Erich Fromm (Psychoanalytiker und Philosoph) kann der Mensch nur dann psychisch gesund sein, wenn er hauptsächlich mit funktionalem Eigentum lebt und nur ein Minimum an totem Besitz sein eigen nennt.

 

Indem wir mit der Stille und dem Moment in Einklang kommen, erfahren wir uns selbst und finden die innere Ruhe, wir nähern uns unserem eigenen Grund, der uns im Leben Stabilität, Halt und innere Zufriedenheit schenkt.

 
 

29.8.24

Die Upanishaden sind philosophische Texte aus dem 7. – 2. Jh. v. Chr. aus der Veda. Die Verfasser sind unbekannt und lebten in der Regel in Wäldern.

 

“Der Seher deines Sehens, den du nicht siehst; der Hörer deines Ohrs, den du nicht hörst; der Denker deiner Gedanken, den du nicht denkst; der Wissende deines Wissens, den du nicht kennst – das ist dein wahres Selbst, alles durchdringend, alles andere ist nur sterblich.“

 

“Wer so von den Fesseln der Sinne (und Triebe) befreit ist, transzendiert alle materiellen Beziehungen, wird zum höchsten Licht und findet sein eigenes Selbst wieder. Es ist jenseits der Sterblichkeit, jenseits der Angst, es ist die Wahrheit – Wahrheit ist nur ein anderer Name für das Absolute.“

 

Indem wir uns auf die innere Stille einlassen können, finden wir zu unserer inneren Natur oder unserem Selbst. Das Selbst ist unmessbar, es kann nicht in Zahlen oder Wörtern erklärt werden.

Diese innere Ruhe verbindet uns mit einem stabilen Hintergrund und führt uns zu einer stabilen Zufriedenheit, die wir mit unseren persönlichen Anstrengungen nicht erreichen können.

 

Es braucht Mut und eine grosse Überwindungskraft, um sich auf etwas Unbekanntes jenseits unserer weltlichen Dimensionen einzulassen.

Mit jeder Übung können wir uns Schritt für Schritt mit Liebe und Vertrauen dazu annähern. Immerhin bleibt die Wahl bei uns, wie wir unser Leben formen wollen.

 

In der Quantenphysik und im Cern (Genf) versucht man letztlich den Ursprung und Anfang von Allem in den immer wieder kleiner gespaltenen Elementarteilchen zu finden, in der Unermesslichkeit und der Unendlichkeit. Mit Begriffen und Zahlen bleiben wir irgendwann beschränkt, nur die Stille öffnet uns den Weg zu einer höheren Dimension.

 

Wenden wir uns mit Vertrauen nach innen und finden dabei heilsame Ruhe.

 
 

Aus dem Buch “Die Sprache der Seele verstehen“, Daniel Hell, Professor für Klinische Psychiatrie.

 

Es geht um Mönche und Nonnen, die sich im späten 3. Jh. in die Wüste in Syrien und Ägypten zurückziehen, um durch Askese, Gebet und Arbeit zu sich selbst zu finden.

 

“Sie setzen sich der Wildnis und dem Alleinsein aus. Das erfordert Mut, man tritt ungeschützt sich selbst gegenüber. Ein solcher Schritt setzt bei aller Not und Verzweiflung ein tiefes Grundvertrauen voraus mit der Überzeugung, dass die eigene Person auf einer tragenden Basis ruht. Dieser Mut ist Bedingung für das Erfahren einer eigenen Wirklichkeit.“

 

Man kann in der Wüste wie hier beim Sitzen in der Stille Kontakt zu sich selbst, zu seinem inneren Wesen pflegen.

Man lernt, dass das “sich Selbstverstehen“ von einer inneren Sicht ausgeht und nicht durch äusserliche Beobachtungen und Wertvorstellungen.

Es geht den Wüstenmönchen darum, jeglicher Selbstentfremdung entgegenzuwirken und sich möglichst ganz zu erfahren, was zu Heilung führt.

 

Lutz Jänke, Professor für Neuropsychologie an der Uni Zürich: “In der Stille beschäftigt sich das Gehirn mit sich selbst, das erfordert Konzentration. In der Stille bekommen wir unsere Emotionen in den Griff. Absolute Stille hasst unser Gehirn wie der Teufel das Weihwasser“

Unser Gehirn ist bestrebt, uns stetig abzulenken, was von uns wegführt.

 

“Wir müssen Zeiten schaffen, in denen wir mehr in die Tiefe gehen und uns mit weniger unnötigen Reizen auseinandersetzen.“

 

Nur in der Stille finden wir zu unserer eigenen, inneren Natur und gelangen zur Einheit des Seins.

 

Spannend, dass moderne und aktuelle Neurowissenschaftler die Stille als wertvoll und erweiternd betrachten, wie die Menschen im 3. Jh., die in der Wüste in die Einsamkeit gehen.

 

Im Zen-Sitzen betreten wir bewusst ja auch stets eine Art Wüste um unseren Geist zu festigen und zu erweitern und dabei unsere innere Natur wirken lassen.

 
 

©2022 ZEN Fredy Steiner

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