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Wo finde ich mein Selbst

Das Selbst ist, wenn jede Identifikation wegfällt

Sich selbst verlieren ist nicht einfach

Sein

Infinitiv: das Unbegrenzte, Unbestimmte, Unausgedrückte, Zeitlose, Unbedeutende aller Dinge als auch der Welt als Ganzes.

Nach Abzug aller individuellen Eigenschaften verbleibende Gemeinsamkeit (Einheit)

Sein kommt grundsätzlich allem zu, der Gegenbegriff ist das Nichts, da Nichts ausserhalb des Seins stehen kann.

 

Sein besitzt den weitesten möglichen Bedeutungsumfang, kann sich auf alles beziehen, auf alles Existentielle (auf alles was nicht «nicht ist»).

 

Das Seiende ist im Gegensatz etwas sinnlich Gegebenes, setzt eine Welt von Gegenständen, Eigenschaften und Beziehungen voraus.

 

«Sein» kann sich auf alles beziehen. Für SEIN und NICHTS gilt der Satz vom ausgeschlossenen Dritten. Mit Sein beginnt die Negation und Differenz als Differenz zum Seienden. Der Unterschied von Sein und Existenz ist, dass ein Sein mit Existenz eine örtliche und zeitliche Bestimmung beginnt.

 

Alles Seiende fliesst durch Emanation aus dem Urgrund, der Geist ist der erste Schritt der Emanation. Vernunft kann nicht die oberste Instanz sein, denn sie beinhaltet stets den Bezug auf etwas, eine Differenz, welche unspezifiziert als Sein betrachtet wird.

 

Augustinus: Dem ungeschaffenen, göttlichen Sein steht das geschaffene weltliche Seiende gegenüber. Das Sein ist der sinnlichen, menschlichen Erkenntnis nicht mehr zugänglich.

 

Thomas von Aquin: Für das Sein ohne Zirkel oder infiniten Regress (endlosen Rückgang in einer unendlichen Reihe) kann keine Ursache aufgezeigt werden. Das Sein selbst ist die Voraussetzung für die Unterscheidung von Seienden.

 

David Hume (Schottischer Philosoph1711-1776): Die Existenz einer Aussenwelt ist rational nicht begründbar, der Glaube an die Aussenwelt ist ein natürliches, psychologisch bedingtes menschliches Bedürfnis.

Existenz ist das, was wir als existierend konzipieren. Der Begriff der Existenz von etwas ist leer. Er bringt nichts hinzu, Erfahrung einer Sache beruht nach Kant auf Erscheinungen. Ontologie ist für Kant eine spekulative, metaphysische Disziplin.

 

Georg Wilhelm Friedrich Hegel 1770-1831): Das Problem des Anfangs stellt sich aller Philosophie wo bereits alle Momente enthalten sind. Das reine Sein bedeutet der Grund oder den Anfang der veränderlichen Erscheinung der Natur. Das reine Sein ist als das Andere des reinen Nichts (Heraklit/Platon) unmittelbar im Anfang enthalten. Es ist die Einheit von Endlichkeit und Unendlichkeit, Ruhe und Bewegung und Grund alles Gegebenen. Das absolute Sein ist für ihn gleichbedeutend mit Gott.

«Das reine Sein macht den Anfang, weil es sowohl reiner Gedanke als das unbestimmte, einfache Unmitttelbare ist, der erste Anfang aber nicht Vermitteltes und weiter Bestimmtes sein kann.»

Als reine Abstraktion ist es das gleiche wie das Nichts. Es ist eine grosse Einsicht, dass Sein und Nichtsein nur Abstraktionen ohne Wahrheit sind, das erste Wahre nur das Werden ist. Das Sein kann als Definition des Absoluten und als die metaphysische Definition Gottes angesehen werden, reines Sein ist nur die Form des Absoluten. Als bestimmtes Sein sieht er das Dasein als bestimmtes Sein als endlich weil das Werden schon den Moment dessen Endlichkeit, das Nichts, in sich enthält. Alles Existierende hat eine Erscheinung und ist nichts anderes als das unbewegte Wesen, das dieser veränderlichen Erscheinung zugrunde liegt.

 

Martin Heidegger (1889-1976): Das Sein geht allem Seienden voraus und bildet die Sicht für alles einzeln in der Welt Begegnende. Weil das Sein nicht Seiendes ist, kann nicht gesagt werden, das Sein ist. Das Sein entbirgt sich so, dass Seiendes im Sein ankommt und erscheint, das Sein verbirgt sich selbst in seinem Entbergen.

 

Die Beziehung zwischen der Abstraktheit im Denken und den real vorkommenden Dingen in der Welt stellt eines der grossen Probleme der Philosophie dar. Gemäss Fichte (Philosoph 1762-1814) müsste sich der Mensch aus der «Befangenheit des Lebens» lösen. Die subjektive Befangenheit verhindert eine wirkliche, objektive Erkenntnis. Auch ein Philosoph müsste sich aus seiner Befangenheit lösen, um Abstand zum Gegenstand der Erkenntnis, zum Sein zu erlangen, da man im weltlichen Dasein verhaftet bleibt, scheinen jegliche Bemühungen erfolglos. Es ist die Frage, wie das Einzelne, das Seiende Aussagen über das abstrakte Sein machen kann. Das Sein ist gem. Heidegger der Ausgangspunkt für alles Seiende, aber es zeigt sich nie ganz. Das Sein lässt sich nie erzählen oder beschreiben.

 

Das Hauptproblem der Philosophie ist die Tatsache, dass Denken grundsätzlich immer abstrakt ist und niemals einen konkreten Gegenstand ganz erfassen kann, somit ist auch das Sein eine abstrakte Betrachtungsebene.

 

Für die meisten Philosophen ist das Sein das zugrundeliegende Prinzip der gesamten Existenz und sind letztlich nicht in der Lage, das reine Sein in seiner Bestimmung als Ausgangspunkt für das Seiende das nur gedanklich erfasst werden kann. Das wahre Sein, die konkrete menschliche Existenz als «wahres Sein».

 

«Sein» bedeutet ein Etwas, ein Dasein, das über allen Dingen steht und als Wurzel aller Lebewesen und Dinge das Zugrundeliegende darstellt. In der christlichen Tradition wird das absolute Sein auch mit Gott und der Schöpfung gleichgesetzt. Das geschaffene Sein (Seiende) ist von diesem göttlichen Sein abhängig, als dass es ohne die göttliche, schöpferische Wirkung keine anderen Wirkungen geben kann.

 

Die Fragen, die die Ontologie stellt, können nicht wissenschaftlich beantwortet werden. Bei den Erklärungen der Ontologie zu den essentiellen Fragen nach dem Sein handelt es sich immer um theoretische Erkenntnisse, die weder bewiesen noch widerlegt werden können.

 

„Was ist Größe? Der große Mensch ist wie ein Widerschein des ganzen des Seins, unendlich deutbar. Er ist dessen Spiegel oder Stellvertreter. Nicht verloren an die Vordergründe steht er im Umgreifenden, das ihn führt. Seine Erscheinung in der Welt ist zugleich Durchbruch durch die Welt, sei es als der schöne Schein der Vollendung, sei es als tragisches Scheitern, sei es als die rätselvolle Ruhe in der aus dem Grunde beseelten unaufhaltsamen Bewegung seines Lebens, das zur Sprache der Transzendenz wird.“

Jaspers (1883-1969): Philosophen. 29.

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